Liebe auf den zweiten Blick: der Planer und sein APS

Steht der Produktionsplaner mit dem Rücken zur Wand und überlegt, am besten gleich in der Produktionshalle sein Zelt für die ohnehin kurze Nacht aufzuschlagen, ist eine APS-Software die Rettung in der Not. Anders sieht es aus, wenn nicht der Planer diesen Wunsch hegt, sondern das Management des Unternehmens. Dann schleicht sich schnell ein ungutes Gefühl ein und die Angst vor der eigenen Ersetzbarkeit macht sich breit. Aber kann eine Software den Menschen tatsächlich ersetzen? Ist das gewollt?

Nein! Sagen nahezu alle Unternehmen, welche sich mit diesem Thema bisher ernsthaft auseinandergesetzt haben und diesen Schritt bereits gegangen sind. Die Erfahrung zeigt: das Know-how des Planers ist auch beim Einsatz einer APS-Software (advanced planning and scheduling) essenziell notwendig. Denn wird die Software unzureichend oder gar falsch „gefüttert“, kann sie keinen verlässlichen Plan erstellen.

Agieren statt reagieren
In vielen Unternehmen steht und fällt mit dem Produktionsplaner die gesamte Fertigung. Ist er plötzlich erkrankt oder verlässt das Unternehmen, stehen alle auf dem Schlauch. Viele Informationen sind nirgendwo dokumentiert, allein sein Wissen um die Zusammenhänge ermöglicht ihm, durchführbare Pläne zu erstellen. Dieses Ausfallrisiko ist vielen Unternehmen zu hoch. Hinzu kommt: Mit steigender Variantenvielfalt und zunehmender Komplexität gelangt jeder noch so erfahrene Planer auch irgendwann an seine Grenzen.

In der Folge entstehen durch suboptimale Pläne Lieferengpässe und die Geduld der Kunden wird mit mangelnder Termintreue auf eine harte Probe gestellt. Der Planer reagiert zumeist nur noch auf Probleme und verbringt die meiste Zeit mit der Suche nach den Ursachen. Die Fehleranfälligkeit nimmt zu. Kommt dann ein APS-System ins Spiel, ist die Skepsis beim Planer zunächst oft groß. Die Angst, fremdbestimmt einem maschinellen Algorithmus ausgeliefert zu sein, sitzt tief.

Die Realität beweist jedoch: kaum ein Unternehmen verzichtet nach der Einführung einer Planungssoftware auf seine Mitarbeiter in diesem Bereich. Im Gegenteil. Nach dem anfänglichen „Fremdeln“ erleben Planer eine solche Software oft als ideales Werkzeug zur Überwachung der Planungsvorgänge. Sie können nun wieder agieren. Das Tool findet und analysiert Problemstellungen sehr frühzeitig und bietet Lösungsvorschläge an, lange bevor daraus ein echtes Dilemma entstehen kann. Nun können sich Fertigungssteuerer wieder ihrer eigentlichen Aufgabe widmen: einen möglichst optimalen und reibungslosen Produktionsablauf zu organisieren. Das Tool dient als „Leitplanke“, und verhindert durch seine Restriktionsprüfung Fehler. Darüber hinaus hat der Planer immer die Möglichkeit, manuell einzugreifen und Modifikationen am Plan vorzunehmen.

von: Reik Zettl